Michael Balint
1896 - 1970
Lebenslauf
3. Dezember 1896
Mihály Maurice Bergsmann wird als Sohn eines praktischen Arztes in Budapest geboren. Seine Eltern waren ungarische Juden. Später wechselte er seinen Namen in Michael Balint und seine Religionszugehörigkeit; er wurde Unitarier.
1914
Auf Wunsch seines Vaters beginnt er das Medizinstudium. Während des ersten Weltkriegs wird er zum Militär eingezogen, wird kurze Zeit später jedoch nach Hause entlassen mit einer Verletzung am Daumen und setzt sein Medizinstudium fort.
1917
Er liest Freuds Buch „Drei Abhandlungen zur Sexualtherapie“ und „Totem und Tabu“
1919
Balint besucht die Vorlesungen und Seminare in Budapest von Sandor Ferenczi, dem ersten Universitätsprofessor für Psychoanalyse
1920
Balint beendet sein Medizinstudium in Budapest. Michael und Alice Balint, die inzwischen verheiratet sind, gehen nach Berlin. Michael arbeitet im biochemischen Labor des späteren Nobelpreisträgers Otto Warburg. Alice ist in einem Museum für Völkerkunde tätig. Balint macht daneben sein Doktorat in Biochemie und arbeitet halbtags am Berliner Institut für Psychoanalyse. An der Charité behandelt er psychosomatische Patienten und führt erste Psychoanalysen mit solchen Patienten durch. Ihre analytische Ausbildung machen Alice und Michael bei Hanns Sachs am Berliner Psychoanalytischen Institut.
1924
Michael Balint promoviert in Chemie und Physik in Berlin.
Die Balints kehren nach Budapest zurück, wo Michael zwei Jahre zu Ferenczi in Analyse geht. Schon bald spielt er in der ungarischen Psychoanalyse eine führende Rolle.
1926
Balint wird zum ordentlichen Mitglied der Budapester Psychoanalytischen Vereinigung gewählt.
1931
Er wird Vizepräsident und Mitglied der Unterrichtskommission der Budapester Psychoanalytischen Vereinigung. Seine ersten Vorträge behandeln Themen wie: "Analytische Deutung von Magensymptomen", "Ein Fall von psychischer Impotenz" oder "Fälle aus einem Ambulatorium für Magenkranke".
1935
Balint wird Direktor des Budapester Psychoanalytischen Instituts nach dem Tod und in der Nachfolge von Sandor Ferenczi. Und er ist Gründungsmitglied der Psychoanalytischen Poliklinik.
Anfang der 30er Jahre
Balint initiiert ein Seminar, in dem er mit praktischen Ärzten die psychotherapeutischen Möglichkeiten der täglichen Praxis studiert. Die politischen Bedingungen in Ungarn der 30er Jahre waren aber äußerst schwierig. Alle Namen der Teilnehmer mussten der Polizei angegeben werden und bei jeder Sitzung war ein Polizist in Zivil anwesend, der sich eifrig notierte, was gesprochen wurde. Da unter solchen Umständen eine offene Diskussion nicht möglich war, wurde das Seminar bald aufgelöst.
1939
Balint, seine Frau Alice und ihr Sohn John emigrieren nach Manchester, England.
29. August 1939
Alice verstirbt plötzlich im Alter von 40 Jahren. Balint bleibt vorerst in Manchester und wird psychiatrischer Berater am Northern Royal Hospital und Direktor zweier Erziehungsberatungsstellen.
1945
Balint erfährt vom Tod seiner Eltern. Sie haben Selbstmord begangen, als sie von den ungarischen Nazis verhaftet werden sollten.
Im gleichen Jahr übersiedelt er von Manchester nach London und setzt dort an der Tavistock Klinik seine Arbeit mit praktischen Ärzten in Gruppen fort.
1948
Balint erlangt den "Master of Science" für Psychologie mit einer Dissertation über "Individual differences of behaviour in early infancy"
1949
Er lernt seine spätere Frau Enid kennen. Mit ihr zusammen entwickelt er das Konzept der sogenannten Balintgruppen.
Als sie sich kennen lernen arbeitet Enid bereits im Tavistock Institute of Human Relations mit einer Gruppe aus Sozialarbeitern und Psychologen (noch keine Ärzte) mit der Idee, Untersuchungen über Eheschwierigkeiten anzustellen. Michael übernimmt die Leitung der Gruppe und sie beginnen zusammen in Art der Balint-Gruppe zu arbeiten.
1950
Die erste Gruppe mit praktischen Ärzten in der Art der späteren Balint-Gruppen-Arbeit entsteht als „A Discussion Group Seminar on Psychological Problems in General Practice“
1953
Heirat mit Enid Flora Eichholz
1957
Sein Buch „The doctor, his patient and the illness“ , das die Ergebnisse der Gruppenarbeit mit praktischen Ärzten wiedergibt, wird publiziert.
1958
Michael und Enid Balint erhalten einen Lehrauftrag an der University of Cincinnati, Ohio, USA, wohin sie von da an regelmäßig reisen.
1964
Das Buch erscheint in Deutscher Übersetzung „Der Arzt, sein Patient und die Krankheit“.
1968
Balint wird zum Präsidenten der Britischen Psychoanalytischen Vereinigung.
1969
Balint leitet eine Gruppe von Studenten am University College Hospital, um Patienten-Zentrierte –Medizin zu vermitteln.
31. Dezember 1970
Michael Balint erliegt im Alter von 74 Jahren dem plötzlichen Herztod
Quelle: Beziehung als Therapie. Therapie als Beziehung Michael Balints. Beitrag zur heilenden Begegnung; Herausgegeben von Franz Sedlak und Gisela Gerber im Ernst Reinhardt Verlag 1992