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Rezensionen zu:

Otten, H.: Professionelle Beziehungen. Theorie und Praxis der Balintgruppenarbeit.

Otten, H.: Professionelle Beziehungen. Theorie und Praxis der Balintgruppenarbeit. Berlin, Heidelberg, New York: Springer-Verlag 2012 (1. Auflage): ISBN 978-3-642-03609-5, 160 Seiten, 30 Abbildungen, Hardcover, EUR (D) 29,95; EUR (A) 30,79 €; CHF 37,50 (unverbindliche Preisempfehlung)


Professionelle Balintgruppenarbeit

Ein wesentliches Kennzeichen der Balintarbeit ist, dass sie eine strukturierte Möglichkeit des Austauschs über Patienten bietet und die Arzt-Patient-Beziehung durch erfahrene Fachleute einer gründlichen Analyse unterzogen wird. Sie gilt damit als die „robuste  Anwendungsform der Psychoanalyse”. 

Heide Otten, langjährige Geschäftsführerin der Deutschen Balint-Gesellschaft und von 2001 bis 2007 Präsidentin der International Balint Federation (IBF), stellt anhand vieler konkreter Beispiele die Balintarbeit sowohl mit somatisch tätigen Ärzten als auch mit Psychiatern, Psychotherapeuten und Psychosomatikern vor. Erfreulich ist die medizinhistorische Betrachtung des Wandels der Arzt-Patient-Beziehung von der Antike über das Alte Testament, die Arabische Medizin, das Mittelalter bis zur Renaissance, die Romantik, das Industriezeitalter und das Zeitalter der Psychoanalyse (Sigmund Freud, Sándor Ferenczi, Michael Balint) sowie das 21. Jahrhundert. Sie geht auch auf die Entwicklung der Balintarbeit ein sowie die Einbeziehung von zusätzlichen kreativen Elementen wie Skulptur, Rollenspiel, Psychodrama und Imagination.

Je heterogener die Balintgruppen zusammengesetzt sind, desto mehr Phantasien aus anderen Lebenswelten spielen mit herein. Hierbei kommt heutzutage nicht mehr nur die Einbeziehung verschiedener Berufsgruppen zum Tragen, sondern durch die Globalisierung und Internationalisierung spielen verschiedenste politische, historische und kulturelle Hintergründe eine Rolle. Auch hierzu werden viele Erfahrungsberichte beigesteuert.
Nachwuchsförderung im ärztlichen Bereich ist ein großes Thema geworden, und auch hier ist die Balintgesellschaft durch den Ascona-Preis seit vielen Jahren in vorbildlicher Weise aktiv. Neben dem Ascona-Balint-Preis für Medizinstudenten hat auch die Gruppenarbeit mit Studenten einen hohen Stellenwert.

Fazit: Eine sehr empfehlenswerte Einführung für Fachleute, Ärzte aller Fachrichtungen, Psychotherapeuten, Supervisoren, in Pflegeberufen Tätige, Lehrer, Seelsorger, Juristen, aber auch für interessierte Patienten. Man kann sich den Worten von Ernst Richard Petzold im Geleitwort anschließen, der von einem wunderbar klaren und klärenden Buch schreibt.

Steffen Häfner, Bad Elster

Korrespondenzadresse:

Dr. med. Steffen Häfner
Abteilung für Verhaltensmedizin und Psychosomatik
CELENUS Deutsche Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren
Fachzentrum für Innere Medizin/Stoffwechsel, Psychosomatik und Orthopädie
Prof.-Paul-Köhler-Str. 3
08645 Bad Elster
Tel. 037437 / 75 19 05 (Sekretariat)
Fax: 037437 / 75 10 04
E-Mail: s.haefner@dekimed.de 
www.dekimed.de


 

Professionelle Beziehungen. Theorie und Praxis 
der Balint-gruppenarbeit Heide Otten

Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 2012

Ich habe dieses Buch mit grossem Intresse und Vergnügen gelesen. Es ist fliessend geschrieben und sehr übersichtlich und esthetisch herausgegeben.

Es handelt sich um eine sehr gute, umfangreiche und gründliche Einführung in die Balintarbeit . Die 4 Teile dieses Buches sind die folgenden: Geschichte, Praxis, Anforderungen an die Leitung, Ergebnisse und Chancen.

Ich persönlich fand Teile des Abschnitts über die Geschichte überflüssig, aber für manche Leser mag diese Einleitung intressant sein. Sehr wichtig fand ich die Schilderung der Entwicklung der Medizin, in der 2ten Hälfte des 20sten und im 21sten Jahrhundert: Die Fragmentierung der Medizin, die einseitige Basierung auf bio-technische Evidenz, der nicht immer günstige Einfluss der Ökonomie, die Macht der Qualitätskontrolle, der Computer und der Medien etc. All dies zeigt, wie unpersönlich die Medizin geworden ist, wie es in bestimmten Gebieten der Medizin kaum noch professionelle Beziehungen gibt und wie relevant und nötig Balints Ideen und Praxis in der gegenwärtigen Epoche weiterhin sind.

Das lezte Kapitel über Forschung und Evaluationen der Balintarbeit sollte in einer weiteren Auflage ergänzt werden.

Sehr gut fand ich den Teil über die Balintpraxis und vor allem das Kapitel über Balintgruppen mit zusätzlichen Elementen, z.B. die genaue Beschreibung und Erklärung der "Skulptur" Arbeit, für welche Heide Otten eine Expertin ist. In diesem Teil kriegt der unerfahrene Leser ein genaues Bild von der Balintarbeit, auf welcher Grundidee diese basiert und wie ein Treffen von einer Balintgruppe abläuft.

Ich rate jedem Arzt und jedem Medizinstudenten, der an der Balintarbeit intressiert ist, dieses Buch zu lesen. 

Benyamin Maoz
Even Yehuda/Israel im April 2012


Heide Otten: Professionelle Beziehungen. 
Theorie und Praxis der Balintgruppen-Arbeit

Berlin, Heidelberg, New York: Springer-Verlag; 2012., 1. Auflage, XIV.
Gebunden, 146 Seiten., Preis Euro 29,95., ISBN 978-3-642-03609-5.

Heide Otten eröffnet in ihrem Buch eine beeindruckende Vielfalt von Aspekten des Wirkens von Michael Balint (1896–1970) und eine fesselnde Einführung in seine psychologische Arbeit mit Ärztegruppen. Die Autorin stellt ihre Ausführungen in einen breiten historischen und kulturellen Rahmen. Im Fokus der Arbeit von Balint standen einerseits die Probleme der Somatisierung emotionaler Vorgänge und andererseits die Analyse der Arzt-Patient-Beziehungen. In sorgfältig ausgearbeiteten 13 Kapiteln gelingt es Frau Otten ansprechend zu erläutern, wie Balint bald den Wert der Gruppe für die Ärzteausbildung und insbesondere die Kenntnisnahme der Gefühle, die sich zwischen Arzt und Patient abspielen, erkannte. Die Anregungen Balints fanden bald internationalen Widerhall. Ein spezielles Verdienst von Frau Otten ist es, in besonderen Kapiteln aufschlussreich den möglichen Ablauf der Balintgruppen-Sitzungen zu schildern. Auch erläutert sie die Voraussetzungen, welche für die Übernahme der Leiterrolle erfüllt sein sollten. 

Abschliessend berichtet die Autorin über wissenschaftliche Untersuchungen betreffend die Wirksamkeit der Balint-Methode, die eindeutig ergaben, dass dabei die beteiligten Ärzte sowohl in der Selbsteinschätzung als auch in ihrer Einstellung gegenüber ihren Patienten eine deutliche Wandlung vollzogen haben. Frau Otten ist es in ihrem Buch hervorragend gelungen, die Sichtweise und das Wirken von Michael Balint zu schildern und damit der psychologischen Dimension in der Medizin wieder mehr Beachtung zu
verschaffen.

Raymond Battegay, Basel

SWISS ARCHIVES OF NEUROLOGY AND PSYCHIATRY 2012; 163 (7) :260
www.sanp.ch