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Rezensionen zu:

Hans Morschitzky: Somatoforme Störungen: Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. 

Hans Morschitzky: Somatoforme Störungen: Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. Wien, New York: Springer, 2., erweiterte Auflage 2007. ISBN 978-3-211-48637-5XVI, 401 Seiten, broschiert, 39,95 €, sFr 65,50.


„Sie haben schon etwas, aber was Psychisches“

Dies ist die zweite Auflage des erstmals im Jahr 2000 erschienen Buches. Wie der Autor betont, sind gerade im Bereich der Kognitiven Verhaltenstherapie in den vergangenen Jahren zahlreiche effiziente Behandlungsmöglichkeiten entstanden. In der zweiten Auflage werden daher vor allem die Therapiemöglichkeiten ausführlicher dargestellt und im Anhang noch Arbeitsmaterialien für Patienten vorgestellt. Dabei betont Morschitzky immer wieder, dass somatoforme Störungen eine interdisziplinäre Behandlung erfordern. Denn „Patienten mit somatoformen Störungen leben häufig wie Behinderte, obwohl sie organisch gesund sind, und weisen oft einen hohen Medikamentenkonsum, lange Krankenstandszeiten und frühzeitige Pensionierungen auf“ (Seite VIII). Aus gesundheitspolitischer Sicht handelt es sich bei Menschen mit einer somatoformen Störung um eine sehr kostenintensive Patientengruppe mit einer oft schlechten Lebensqualität.
Hans Morschitzky ist psychologischer Psychotherapeut, im stationären und freiberuflichen Kontext tätig; mit dem Schwerpunkt auf Verhaltenstherapie behandelt er vor allem Patienten mit somatoformen Störungen, Schmerzstörungen und Essstörungen. Nicht zuletzt durch seine Tätigkeit auf der Psychosomatik-Station der oberösterreichischen Landes-Nerven-Klink Wagner-Jauregg in Linz ist ihm ein integrativer, multimodaler Behandlungsansatz selbstverständlich.
Das Buch ist zwar primär für klinische Praktiker geschrieben, wendet sich aber auch an Betroffene, deren Angehörige und sonstige Interessierte. Morschitzkyversteht die Arbeit an dem Buch eher als „Wissenschaftsjournalismus“. Nach einem sehr interessanten historischen Abriss und einer Darstellung der diagnostischen Systeme und differenzialdiagnostischer Erwägungen – hier auch spannend die Wandlung vom „Schmerz als Konversionssymptom“ zur „Schmerzstörung“ – werden auch empirisch-epidemiologische Daten zu Häufigkeit, Verlauf und Komorbidität der Störungen vorgestellt. Es folgen Kapitel über Erklärungsmodelle und Behandlungskonzepte. Anmerkungen zur verarbeiteten Literatur und ein ausführliches Literaturverzeichnis runden das Buch ab.
Fazit: Das Buch ist eine allgemein verständliche Zusammenfassung der entsprechenden Fachliteratur zu den somatoformen Störungen. Es ist somit für medizinische, psychotherapeutische, psychologische, psychosoziale und pädagogische Berufsgruppen geeignet, aber auch für interessierte Betroffene und deren Angehörige.

Steffen Häfner, Tübingen

Korrespondenzadresse:
Dr. med. Steffen Häfner
Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik
Abteilung Innere Medizin VI
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

steffen.haefner@med.uni-tuebingen.de
www.medizin.uni-tuebingen.de

Kurzvita

Dr. med. Steffen Häfner, geb. 1963, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Naturheilverfahren. Oberarzt an der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen. Tätigkeitsschwerpunkte: Psychosomatische Tagesklinik, Psychosomatische Ambulanz, Psychosomatischer Konsiliar- und Liaisondienst, chronische Schmerzsyndrome. Forschungsschwerpunkte: Psychosomatische Versorgungsepidemiologie, Mobilitätsforschung.