Balint und IFA

Seit der Entwicklung der nach Michael Balint benannten Gruppenarbeit hat diese Methode der Fallvorstellung und der moderierten Reflexion der „Arzt*- Patient*- Beziehung“ durch einen ausgebildeten Balintgruppenleiter* weltweit als Methode der patientenbezogenen Selbsterfahrung Verbreitung gefunden.

Balintgruppen sind in Deutschland seit über 40 Jahren verbindlicher Bestandteil der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Teilnehmenden werden angeleitet und trainiert, die Interaktion zwischen Arzt*/ Psychotherapeut* und Patient* / Klient* zu reflektieren und die emotionalen und oft unbewussten Einflussfaktoren in der „Arzt*-Patient*-Beziehung“ besser zu erkennen.

Die Deutsche Balint Gesellschaft (DBG) widmet sich als ärztliche Fachgesellschaft seit ihrer Gründung 1974 der Aufgabe, die Techniken der Balintgruppenleitung weiter zu entwickeln und qualifizierte Gruppenleiter* auszubilden. Dies erfolgt in einer mehrjährigen curriculären Ausbildung.

Seit Verabschiedung des  Psychotherapeutengesetzes  1999 sind psychologische Psychotherapeuten* als approbierte Therapeuten* berechtigt, Psychotherapie mit Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen auszuüben. Daraus resultierend ergab sich die Notwendigkeit der patientenzentrierten Selbsterfahrung auch in dieser Fachgruppe. Psychologische Psychotherapeuten* können an Balintgruppen teilnehmen und sich selbst auch zum Balintgruppenleiter* ausbilden lassen.

Mit der Novellierung des Psychotherapeutengesetzes 2020 wird es nun einen Studiengang geben, der direkt zur Approbation als Psychotherapeut* führt. Die so ausgebildeten Psychotherapeuten* können im Rahmen ihrer Weiterbildung an Balintgruppen teilnehmen; erst nach Anerkennung als Fachtherapeut* kann eine Ausbildung zum Balintgruppenleiter* erfolgen.

Aus der Methodik der Balintgruppenarbeit abgeleitet hat sich seit einigen Jahren die verhaltenstherapeutische Methode der Interaktionsbezogenen Fall- Arbeit (IFA-Gruppe = Interaktionelle Fall-Arbeits-Gruppe) entwickelt. Über einen Kooperationsvereinbarung mit der DÄVT (Deutsche Ärztliche Geselllschaft für Verhaltenstherapie)und VIVT (Verband für Integrative Verhaltenstherapie) hatte die DBG die Ausbildung und Qualifikation von Balint- und IFA-Gruppenleiter* abgestimmt, so dass ausgebildete Balintgruppenleiter* mit einer Zusatzqualifikation auch als IFA Gruppenleiter* bzw. ausgebildete IFA-Gruppenleiter* als Balintgruppenleiter von den Fachgesellschaften gegenseitig anerkannt werden; inzwischen ist die DÄVT aus dem Kooperationsvertrag ausgeschieden, so dass die so erworbene Qualifikation der den beiden Fachgesellschaften DBG und VIVT anerkannt wird und ein gemeisames Zertifikat ausgestellt wird.

Auf dieser Grundlage wird den jeweiligen Landesärzte- und Landespsychotherapeutenkammern, KV’en und anderen Institutionen die Anerkennung empfohlen.

Im Untermenü sind die Ausbildungskriterien für den Erwerb der jeweiligen Qualifikation aufgeführt.


*Zur besseren Lesbarkeit des Textes haben wir auf die gendergerechte Bezeichnung verzichtet. Gemeint sind aber immer männliche und weibliche Personen (z.B. Patient und Patientin, Klientin und Klient, Arzt und Ärztin, Psychotherapeutin und Psychotherapeut etc.), auch wenn nur die männliche Berufsbezeichnung verwendet wurde.